Appnation Conference, Sep 13–14, 2010, San Francisco
Mit der Appnation Conference fand diese Woche das erste Event überhaupt statt, das sich ausschließlich um das Thema Apps drehte. “Show me the money!”, “Wo sind die Umsatzpotentiale?” lautete das Motto der zweitägigen Veranstaltung, die sich dementsprechend weniger um die technischen Aspekte von Apps, sondern hauptsächlich um deren Vermarktung und Einsatz als Marketinginstrument drehte.
Interview mit Drew Ianni, Founder Appnation Conference
Hochkarätige Vertreter aus Venture Capital Gesellschaften aus dem Silicon Valley, Medienunternehmen wie Disney-ABC und Marvel, Netzbetreibern wie Comcast und Verizon, Marketingagenturen wie Interbrand, aber auch der Old Economy zugehörigen Unternehmen wie VISA oder GE diskutierten die Geschäftsmodelle der App Economy.
Drei große Themenbereiche dominieren die Panels:
(1) Welche Rollen werden die unterschiedlichen mobilen Plattformen wie Apples iOS, Googles Android, Blackberrys Appworld, Nokias Ovi und andere zukünftig spielen und wer bekommt welches Stück vom Umsatzkuchen ab?
(2) Welche Geschäftsmodelle bieten die größten Umsatzpotentiale: sind es Werbung, Abo- oder sogenannte Freemium-Modelle, Micropayments oder muss für Apps gar eine neue Art der Umsatzgenerierung gefunden werden?
(3) Wie müssen Apps beschaffen sein, dass sich mit ihnen zumindest eines der genannten Geschäftsmodelle verwirklichen lässt?
Kira Song @appstorytv mit Igor Pusenjak, LimaSky / DoodleJump
Antworten auf diese Fragen sind naturgemäß nicht eindimensional — dennoch ergaben sich aus den Panels, den Diskussionen im Teilnehmerkreis und den von uns geführten Interviews mit Keynote Speakers relativ klare Antworten:
Ad (1): Alle Teilnehmer sind sich einig, dass Apples iOS aufgrund seiner Geschlossenheit zur Zeit die einzige Plattform ist, die Partnern wie App-Entwicklern und Inhalteanbietern wie Disney oder Marvel eine verlässliche Geschäftsgrundlage bietet. Der einzige relevante Wettbewerber Google stellt mit dem Android Market keine Alternative dar, für Entwickler aufgrund des hohen Anteils kostenloser Apps, für Inhalteanbieter aufgrund fehlender Standards hinsichtlich technischer und inhaltlicher Sicherheit.
Die Frage der zukünftigen Relevanz von Android konnte nicht eindeutig beantwortet werden: liegt Googles mobiles Betriebssystem hinsichtlich der Anzahl in Benutzung befindlicher Geräte bereits vorn, skeptisch zeigten sich die Teilnehmer jedoch, ob sich die Schwachstellen des Marketplace in absehbarer Zeit beheben lassen. Möglicherweise — so hieß es — muss der Android Market von Grund auf neu konzipiert werden, bevor er zu einer ernsthaften Alternative zum iTunes Store werden kann.
Mark McCue, CEO Flipboard
Ad (2): Die Frage nach den erfolgreichen Geschäftsmodellen in der App Economy wurde weniger eindeutig beantwortet, als die nach der erfolgreichsten Plattform. Alle Teilnehmer glauben an den Erfolg von Freemium-Modellen, also Services oder Inhalte, die zu einem gewissen Anteil kostenlos angeboten werden, deren aufwendigere Funktionen bzw. vollständigen Inhalte jedoch kostenpflichtig sind. Auch werden Abonnements als zukunftsträchtig angesehen, schon allein deswegen, da Apps mit einer geringen Nutzungsdauer von durchschnittlich 3 Monaten sich nicht als Umsatzbringer eignen, wenn sie lediglich einmalig gekauft werden. Hier ist die Bindung des Nutzers an die App gefragt, damit er regelmäßig zurückkommt, um Inhalte oder neue Funktionalitäten hinzuzukaufen.
Matt Murphy, Manager iFund & Partner KPCB
Als erfolgversprechend gelten auch Service-Konzepte, die den Marktteilnehmern in der App Economy bei der Ausübung ihrer Funktionen helfen: analog zum Goldrausch, bei dem zum einen diejenigen seltenen Glückspilze verdienen, die große Goldvorräte finden, und zum anderen alle die, die Hilfsmittel wie Spaten, Schaufel und Hacke zur Verfügung stellen, können in der App Economy beispielsweise Unternehmen reüssieren, die Nutzern bessere Möglichkeiten bei der Wahl ihrer Apps bieten, oder die Marktteilnehmer mit Datenmaterial zur App Economy bedienen.
Ob allerdings der ansonsten im Online-Bereich mit Abstand größte Umsatzlieferant — die Werbung — ihrer Rolle auch in der App Economy gerecht werden kann — dazu gingen die Meinungen auseinander: während die Inhalteanbieter stark auf Werbeerlöse setzen, da sie dies aus dem angestammten Online-Geschäft kennen, sind Investoren auf der einen wie Werbetreibende auf der anderen Seite skeptisch, ob in absehbarer Zeit eine ausreichend große Anzahl an Nutzern über Apps angesprochen werden kann: aufgrund der starken Fragmentierung der Betriebssysteme sowie der Endgeräte müssen Apps den unterschiedlichsten Bedingungen angepasst und gerecht werden, um plattform- und geräteübergreifend eingesetzt werden zu können. Da dies sehr kostenintensiv ist, sind viele Apps lediglich für kleine Nutzergruppen verfügbar. An dieser Stelle wird eine Konsolidierung auf Plattform — wie Geräteseite geradezu herbeigesehnt — die, wenn sie einträte, den Wettbewerb in den entsprechenden Bereichen verringern und zu höheren Preisen für die Konsumenten führen würde.
Moderator: Simon Khalaf (CEO, Flurry)
Matt Murphy (Manager iFund / KPCB), Gaurav Garg (Sequoia Capital), Rich Wong (Accel Partners)
Ad (3): Während bei der Bewertung der verschiedenen Geschäftsmodelle Uneinigkeit besteht, ist die Antwort der appnation conference Teilnehmer auf die Frage nach den Anforderungen an erfolgreiche Apps eindeutig: “Show me apps which solve business problems!” — “Entwickeln Sie Apps, die Unternehmen bei der Lösung von Problemen helfen!” — so bringt der Digital Media Verantwortliche des Elektronikkonzerns General Electric die Sichtweise der Teilnehmer auf den Punkt: Apps, die es Unternehmen ermöglichen, mehr Umsatz zu erlösen, den Umsatz besser zu steuern oder direkten Kontakt mit ihren Kunden aufzunehmen und zu pflegen, werden erfolgreich am Markt platziert werden können. Wenn diese Voraussetzungen vorhanden sind, ist auch die Frage nach dem Geschäftsmodell zweitrangig: Problemlöser werden immer von allen Marktteilnehmern unterstützt und schöpfen ihre Erlöspotentiale von selbst aus.
Interview mit Sharon Wienbar, Scale Venture Partners
Mein Fazit der appnation conference:
1. Für Geschäfte in der App Economy ist der Apple’s iOS mit dem iTunes Store auf absehbare Sicht erste Wahl.
2. Freemium-Geschäftsmodelle bieten die wahrscheinlichsten Erlösströme.
3. Die “discoverability” und die “recommendation” sind diejenigen Aufgaben, die erfolgreiche Apps lösen.
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